Diese Krimikomödie
aus dem Jahr 2002 ist vor allem eines: Britisch. Wer ein Fan von schwarzem Humor ist, sich an Obszönitäten nicht stößt, und eine abstruse, aber nah am Bereich des Möglichen vorbeischrammende Geschichte sehen will, der wird sich über dieses Meisterwerk freuen. Leider bekam der Film nicht genug Aufmerksamkeit trotz der Starbesetzung: Christopher WalkenBetty Rhys-Jones lebt mit ihrem Ehemann Hugh, Stadtrat des Ortes Wrottin-Powys in Wales
, und ihrer unverschämten Schwiegermutter
, um die sie sich herzlich kümmert, in einem idyllischen Häuschen. Betty wirkt ein wenig naiv, nicht nur weil sie alle Demütigungen ihrer Familie erträgt, sondern auch, weil sie sich – so scheint es – gar nicht mit etwaigen Problemen auseinandersetzen möchte.
Als Hughs Mutter eines Tages bei einem tragischen Unfall in ihrem Bett das Zeitliche segnet organisiert Betty liebevoll ihre Beerdigung
, die sie auch zum vorerst einzigen Bestattungsunternehmen im Ort führt, geleitet von Boris Plots, welcher seit mehr als dreißig Jahren heimlich in Betty verliebt ist.
Durch die Vorbereitungen kommen sich Betty und Boris wieder näher und die alte Liebe entflammt aufs Neue. Eines Tages schlägt Boris vor, dass sie beide einfach durchbrennen, ihr altes Leben hinter sich lassen und ganz von vorne beginnen sollten. Doch obwohl Betty in ihrer Ehe immer unzufriedener wird, ihr Mann ein notorischer Fremdgänger ist und sie sich nun auch nicht mehr um ihre kranke Schwiegermutter kümmern muss, glaubt sie nicht, dass Hugh sie einfach so gehen lassen wird. Vor allem, weil das Vermögen und sämtlicher Besitz eigentlich Betty gehört. Somit beschließen sie Bettys Tod vorzutäuschen, ihren Besitz einem armen Gärtner und dessen Enkel zu vermachen, sowie Boris' Unternehmen an zwei wahnwitzigen, aus Amerika zugezogene Bestatter zu übergeben.
Der Film erzählt aber nicht nur eine mit Wortwitz und komischen Szenen versetzte Geschichte, sondern regt auch an, tiefer über das Gesehene nachzudenken.
Christopher Walken und Lee Evans spielen jene Amerikaner, welche Beerdigungen zu Shows umgestalten, die selbst Las Vegas
alt aussehen lassen. Die Furcht vor der Amerikanisierung aller Lebensbereiche scheint auch in England ein Thema zu sein. Selbst vor Tod und Trauer macht die amerikanische Oberflächlichkeit keinen Halt, sondern versucht mit allen Mitteln ihr den eigenen Stempel aufzudrücken. Die beiden Männer gehen zum Beispiel einfach davon aus, dass die Leute solche Inszenierungen wollen müssen, da man den Menschen somit einen traurigen Anlass noch versüßt. Sie verstehen nicht, warum Menschen in schwarzen Anzügen mit verweinten Gesichtern vor Särgen stehen, wenn sie feiern und Spaß haben können und der verstorbenen Person einen letzten großen Auftritt ermöglichen könnten. Eine Varietee bis der Sargdeckel mit Erde bedeckt wird – das ist es, was sie als menschenwürdig empfinden. Wer möchte nicht als Star sterben? Wer möchte nicht seine berühmten 15 Minuten haben, wenn es auch auf der eigenen Beerdigung sein muss.
Ein weiteres Thema, dass sich durch den Film zieht ist die Frage nach Gerechtigkeit und wie weit man seinen selbst verschuldeten Problemen aus dem Weg gehen kann. Boris ist ja eigentlich selber schuld, dass er all die Jahre von Betty nur träumen konnte, denn immerhin war es seine Feigheit, die ihm im Wege stand, dass er Betty nicht zum Tanzen aufforderte, sondern der draufgängerische, gefühlskalte und grobschlächtige Hugh – was zu einer Kettenreaktion
führte, die das ganze Leben beider bestimmte.
Und warum ist Betty nicht mutig genug ihre Familie in die Schranken zu weisen, wenn es darum geht ihren Selbstwert zu verteidigen?
Irgendwie kommt es einem so vor, als ob Betty einen Art Freitod wählt, um der unangenehmen Situation sich um ihr Vermögen zu kümmern und eine Auseinandersetzung mit Hughs fehlgeleiteten Verhalten aus dem Weg zu gehen. Sie gaukelt ihrem Ehemann lieber den Tod vor, als sich einfach offen für Boris zu entscheiden und Hugh mitten ins Gesicht vorzuleben, was sie von ihm hält. Sie stiehlt sich heimlich aus der Affäre. Aber letztendlich scheint sie das Meiden einer offenen Konfrontation doch nicht glücklich zu machen, denn als es darum geht Hugh eins auszuwischen, wird sie ziemlich kreativ, geht sogar so weit sich mit großartigen special effects als Geist in Szene zu setzen und Angst und Schrecken zu verbreiten.
Ist diese Rache an ihrem gemeinen Exmann zu rechtfertigen? Als Zuseher steht man auf Bettys Seite, aber bei genaueren Betrachten wird man stutzig. Hätte sie sich besser verhalten können? Oder wollten die Hauptfiguren bloß diesen Weg als einzig tatsächliche Lösung sehen um vor etwas davonzulaufen? Und das wichtigste ist, dass man sich selber die Frage stellt, ob man selber nicht auch lieber abstruse Lügen und Täuschungen vorzieht, bevor man sich einer schwierigen Situation stellt. Und wie weit sind diese ausgeklügelten Taktiken wirklich notwendig?
Und in wie weit verhalten wir uns manchmal wie Frank und Delbert (Christopher Walken und Lee Evans), machen also bei Intrigen und bösartigen Verschwörungen
mit, weil wir uns am Ende versprechen, Nutzen daraus zu ziehen, der für alle besser ist?
Ist es denn wirklich für alle im verschlafenen Nest Wrottin-Powys so viel besser mit Pauken und Trompeten abzutreten, oder reden sich die beiden Amerikaner ihre Geschäftsidee nur schön, um vor sich selbst nicht als profitgierige Menschen dazustehen. Sind wir mehr an unserem eigenen Nutzen als an dem der Allgemeinheit interessiert?
Denkt Betty nicht auch vielmehr an ihr eigenes Glück, als an das der anderen? Schließlich könnten der Arzt und Boris eine Menge Schwierigkeiten bekommen, nur weil sie zu feige ist Hugh die Stirn zu bieten. Ebenso denkt sie nur peripher an den Enkel des Gärtners, dessen einzige Freundin sie ist und der schon den Tod seiner Mutter verkraften musste. Um sich nicht zu sehr schuldig zu fühlen besucht sie ihn nach der Racheaktion an ihrem Mann uns einer Geliebten als Engel um ihm wenigstens ein wenig Trost zu spenden.
Schlussendlich will der Film uns nicht einfach nur unterhalten, sondern uns auf sympathische Art und Weise darauf aufmerksam machen, dass wir uns selber in den Handlungen und Persönlichkeiten der Geschichte wiedererkennen können.
Schwarzer Humor
und Klamauk gepaart mit Tiefgang – das kann man sich von „Grabgeflüster - Liebe versetzt Särge
“ erwarten.
Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Bewertung: 7,1 ♥
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