Sonntag, 17. April 2011

Zwei hinreißend verdorbene Schurken (1988)



Lawrence Jamieson (Michael Cane) ist von Beruf Hochstapler an der französischen Riviera und nimmt für gewöhnlich reiche Frauen aus, indem er vorgibt ein im Exil lebender Prinz zu sein. Er ist charmant, gutaussehend und hat außerordentlich gute Manieren.
Als er jedoch eines Tages im Zug den amerikanischen Trickbetrüger Freddy Benson (Steve Martin) kennenlernt, wittert er Gefahr für sein gutes Geschäft und versucht sofort dem drohenden Unheil vorzubeugen. Jedoch lässt sich der ungehobelte Freddy nicht so leicht abwimmeln.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Freddy steigt im selben Ort ab und versucht auf unbeholfene Weise Damen in Beaumont-sur-Mer um ein wenig Geld zu prellen. Natürlich wird er prompt vom Polizeichef Andre (Anton Rodgers) vor Ort festgenommen.
Was Freddy jedoch nicht ahnt ist, dass Andre und Lawrence schon seit langem gemeinsame Sache machen und ein eingespieltes Team sind.
Lawrence holt Freddy rasch und „uneigennützig“ aus dem Gefängnis und nutzt die Dankbarkeit seines unwissenden Konkurrenten aus um ihn mit einem Ticket in die amerikanische Heimat ab zu speisen.
Leider wurden Freddy und Lawrence von einer „Gönnerin des Prinzen“ jedoch beobachtet und im Flugzeug spricht diese Frau dann Freddy auf Lawrence' zweite Identität an. Als Freddy begreift, dass er von Lawrence ausgetrickst beschließt er nach Beaumont-sur-Mer zurück zu gehen.
Freddy stattet Lawrence, der in einer großen Villa umgeben von einem Schlosspark und Blick auf das Meer wohnt, einen Besuch ab und überredet ihn dazu, ihm beizubringen, wie man so eloquent und ausgefuchst Ladys ihr Geld abknüpfen kann.
Weil der kultivierte Lawrence keine andere Möglichkeit sieht, geht er auf Freddys Angebot an und beginnt ihn in seine Strategien einzuweihen.
Während Freddys Hochstapler-Lehre benutzt Lawrence ihn dazu, die Frauen, welchen er eine Ehe, bzw. ein gemeinsames Leben, versprochen loszuwerden, indem er Freddy als seinen geistig zurückgebliebenen Bruder vorstellt, der mit seinem merkwürdigen Verhalten alle Damen vertreibt.
Doch Andre bringt schlechte Nachrichten. Es gibt einen weiteren Betrüger, der mittlerweile seine Spur durch ganz Europa zu ziehen scheint und sich selbst den „Schakal“ nennt.
Lawrence erzählt Freddy nichts davon, weil er glaubt, Freddy selbst sei der Schakal selbst.
Eines Tages wird es Freddy zu viel, denn für die Beihilfe zu den Betrügereien Lawrence' bekommt er keinen Anteil vom erbeuteten Geld.
Die beiden reden miteinander und gehen eine Wette ein: Sie suchen sich ein Opfer aus und derjenige, der zuerst 50.000 Dollar ergaunert, darf in Beaumont-sur-Mer bleiben. Der Verlierer muss seine Zelte abbrechen und verschwinden.
Sie einigen sich auf Janet Colgate (Glenne Headly), welche gerade unbeholfen durch die Hotellobby stolpert, da sie annehmen sie sei die Erbin eines großen Seifenherstellers.
Am Abend geht Miss Colgate ins Kasino. Am Roulettetisch trifft sie auf Lawrence, der sich an sie heranmacht, indem er sie bittet für ihn auf eine Zahl zu setzen. Aber die zarten Schmeicheleien werden je von Freddy unterbrochen, der nun einen im Rollstuhl sitzenden Soldaten mimt.
Als Freddy vorgibt alles Geld, dass er besessen hat verloren zu haben und traurig vom Roulettetisch davonfährt erweicht er Janets Herz und Lawrence bleibt vergessen zurück.
Janet möchte Freddy unterstützen, als sie erfährt, dass seine Gehbehinderung lediglich psychischer und nicht physischer Natur ist. Freddy erzählt, dass der einzige, der ihm bei der Genesung helfen könnte, Dr. Emile Shauffhausen ist, ein Arzt aus Liechtenstein. Und die Behandlung würde 50.000 Dollar kosten, die er niemals aufbringen könnte.
Da sieht Lawrence seine Stunde gekommen. Er gibt sich als der besagte Dr. Shauffhausen aus und fängt sofort, auf die Bitte Janets, mit der Behandlung an. Erste Bedingung sein, Freddy kein Geld zu geben, sondern das Geld für die Therapie ausschließlich ihm zu geben. Freddy versinke in Selbstmitleid und wenn er Geld von einer Frau annehme würde er sich nur wieder bemitleidenswert fühlen.
Schließlich täuscht Freddy Janet vor, dass die Therapie angeschlagen habe, indem er vor ihren Augen ein paar Schritte geht. Miss Colgate ist überglücklich und man nimmt an, dass die beiden eine leidenschaftliche Nacht zusammen verbringen.
Am nächsten Tag geht sie zu Lawrence, der sich immer noch als Dr. Shauffhausen ausgibt, und klärt ihn auf, dass sie das Geld für ihn habe. Sie habe all ihr Erspartes und Geld ihres Vaters genommen um Freddy die Behandlung zu ermöglichen. Da wird Lawrence stutzig.
Wie sich herausstellt ist Janet keine reiche Erbin, sondern lediglich von einer Jury ausgewählt worden, Colgate weltweit als Produktmodel zu repräsentieren.
Das erweicht das Herz des Gentlemans und er gibt Janet ihre Tasche ungeöffnet zurück, in dem sich angeblich die Summe über 50.000 Dollar befindet.
Er begleitet sie noch zum Flughafen um sie zu verabschieden und ist ganz hingerissen von dem netten, naiven, gutherzigen Mädchen.
Bevor Janet ins Flugzeug steigt macht sie aber noch einmal kurz kehrt, drückt ihm die Tasche in die Hand.
Während das Flugzeug gerade abhebt kommt Andre mit Freddy zusammen am Flugplatz an. Freddy ist ganz außer sich, ist nur spärlich bekleidet und schreit laut, man solle sofort den Abflug der Maschine stoppen. Er erzählt Lawrence, dass Janet ihn übers Ohr gehauen hätte und im Hotel ausgeraubt habe. Als Lawrence in die Tasche sieht, findet er einen Zettel auf dem eine Nachricht des „Schakal“ steht.
Die ganze Zeit über wurden die beiden Halunken von einem noch besseren Hochstapler hinters Licht geführt. Aber Lawrence ist nicht böse, sondern sogar noch hingerissener von ihr, als er feststellt, mit welchen ausgeklügelten Plan sie alle an der Nase herumgeführt hat.
Lawrence macht sein Sommerquartier winterfest und erklärt Freddy, dass die Saison nun zu Ende sei und er gehen müsse.
Doch als die beiden fast wehmütig auf das Mittelmeer starren hören sie von weitem viele Stimmen. Es ist Janet, die einen ganzen Trupp von Australiern an Land gezogen hat, die in Beaumont-sur-Mer unbedingt in Immobilien investieren wollen.
Überrascht spielen Lawrence und Freddy bei Janets neuem Spiel mit und man wird mit dem Gedanken zurückgelassen: Was und wie stellen sie es diesmal an …

Dieses schon etwas ältere Remake von dem 1964er Film „Zwei erfolgreiche Verführer“ mit Marlon Brando und David Niven ist ein herrlich kurzweiliger Film. Er besitzt eine gewisse Leichtigkeit und Klasse, die man heute nur mehr selten bei Komödien entdecken kann.

Doch gibt es neben dieser erstklassigen Unterhaltung auch ein wenig mehr zu entdecken? Allerdings. Denn gerade die zwei Persönlichkeiten, Freddy Benson und Lawrence Jamieson, geben viel Stoff zum Nachdenken. Der eine ungehobelt, geldgierig und vermeintlich faul, der andere kultiviert und fast schon ehrenhaft.
Bald lässt sich erkennen, dass Freddy und Lawrence zwei völlig unterschiedliche Sichten auf das Leben haben. Freddy möchte genießen, ist auf sein eigenes Wohlergehen bedacht und scheint – auch in Bezug auf Frauen – sehr oberflächlich zu sein. Lawrence jedoch erkennt die Schönheit und innere Zier aller Frauen als wunderbare Geschöpfe, interessiert sich für den Erhalt von Kultur, möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Welt schön und lebenswert zu machen. Er kauft teure Weine, jedoch nicht um sie zu trinken, lässt den Park der Villa außerordentlich gut pflegen, was ihn sehr viel Geld kostet, und er erfreut sich an Kunst jeglicher Art.
Lawrence erzählt Freddy, dass er früher einmal selbst Künstler werden wollte und Bildhauerei und Malerei studierte, bald aber bemerkte, dass er bloß durchschnittliches Talent an den Tag legte und die Welt damit nicht besser machen würde. Doch er hatte eine rege Phantasie und überragenden Geschmack. Beides machte er sich zu nutze um doch noch einen Beitrag zum Erhalt und zur Pflege Zivilisation zu leisten.
Interessant bei Freddy ist, dass er zwar kein geschniegelter und gestriegelter Mann von Welt mit guten Manieren ist, jedoch auch nicht faul und schon gar nicht untalentiert. Man möchte fast denken, dass Freddy, würde er sein Showtalent für etwas Legals nutzen er sicherlich sogar noch mehr Erfolg haben würde als bei seinen kleinein Betrügereien.
Lawrence möchte man jedoch seine Bemühungen gerne abkaufen und fast lässt man sich von ihm einreden: Schlechtes tun, der guten Sache wegen, sei eigentlich gar nicht falsch.
Doch ist es tatsächlich so? Heiligt der Zweck die Mittel?
Und zwei Lehren sollte man auf jeden Fall aus dem Film ziehen: Erstens sollte man nie annehmen, dass andere Menschen dümmer sind, als man selbst, siehe Janet, welche mit ihrem naiven Mädchengehabe die beiden routinierten Hochstapler in den Schatten stellt. Und zweitens: Das Aussehen, der Rang und das Benehmen lässt nicht immer Rückschlüsse auf den wahren Gehalt einer Persönlichkeit zu. Man sollte lieber zweimal hinsehen und Vorurteilen, wie Voreingenommenheit keinen Raum geben.

Die amüsante, unter Frank Oz inszenierte Komödie ist wirklich einer der wenigen Remakes, die mit dem Original mithalten kann. Es kommt nie Langeweile auf, man schmunzelt, man lacht, und man lernt nicht aus. Mehr kann man sich kaum von einem gelungenen Hollywoodstreifen mit wunderbarer Starbesetzung nicht wünschen.


Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung: 8

Kindsköpfe (2010)




Im Jahr 1978 konnte die Junior Mannschaft einer Kleinstadt in Neuengland unter der Führung von Coach Bobby „die Sirene (orig. Buzzer)“ Ferdinando (Blake Clark) die Basketballmeisterschaft gewinnen.
30 Jahre später erreicht die bereits erwachsen gewordenen Jungs die traurige Nachricht, dass ihr Coach gestorben ist.
Auf dem Begräbnis treffen sich die Freunde von einst wieder und stellen fest, dass die Zeit sie verändert hat.
Lenny „Hollywood“ Feder (Adam Sandler) ist ein Schauspielagent geworden und lebt in Beverly Hills zusammen mit seiner Frau Roxanne (Salma Hayek), einer Modedesignerin, seinen beiden Söhnen und einer kleinen Tochter, die rund um die Uhr von einer Nanny betreut werden.
Eric Lamonsoff (Kevin James) ist ehemaliger Mitarbeiter in einem Gartenmöbelcenter, hat eine übergewichtige Tochter und einen vier Jahre alten Sohn, der immer noch an der Brust seiner Mutter saugt.
Kurt McKenzie (Chris Rock) hat sich entschlossen Hausmann zu sein, während seine Frau Deanne, die hochschwanger ist, das Geld für ihn, ihre beiden weiteren Kinder und ihre Mutter, nach Hause bringt. Dafür erntet er meist nur Spott und Hohn, auch von seiner eigenen Familie.
Marcus „Higgy“ Higgins (David Spade) ist ewiger Junggeselle und kann sich nicht binden.
Und Rob Hilliard (Rob Schneider) hat bereits drei Ehen hinter sich. Momentan lebt er mit einer wesentlich älteren Frau zusammen mit der einen eher außergewöhnlichen Ökolebensstil teilt.

Nicht jeder von ihnen ist ganz ehrlich, was sein Leben betrifft, denn vor dreißig Jahren, als sie die Meisterschaft gewonnen haben, hielt der Coach eine Rede und hielt seine Mannschaft dazu an, auch in ihr Leben so viel Herzblut zu investieren wie im Spiel, und wenn am Ende die Sirene heult, dann sollen sie zurückblicken können und nichts bereuen.
Doch jeder von ihnen ist sich nicht sicher, ob er das heute von seinem Lebenslauf behaupten kann und somit behält man die Dinge, auf die man nicht ganz so stolz ist für sich.

Hollywood bucht ein Haus am See für sich und die Familien seiner Freunde um dem Coach zu gedenken und um am nächsten Tag auf einer kleinen Insel die Asche ihres Vorbilds zu verstreuen.
Jedoch hat er vergessen Roxanne in seinen Plan einzuweihen, da er wusste, dass sie sich gegen diese Idee sträuben würde, da am Tag nach der Beerdigung bereits ein Flug nach Mailand ansteht, wo sie ihre Herbstkollektion präsentieren sollte.
Schlussendlich willigt Hollywoods Frau aber doch ein und gibt ihm wenigstens einen Tag länger Zeit um mit seinen alten Kumpels dem Coach die letzte Ehre zu erweisen.
Am nächsten Tag, nachdem sie mit Ruderbooten über den See zur Insel gefahren sind, beichtet Rob, dass er drei Ehen in den Sand gesetzt hat und drei Töchter hat, die bereits um die 20 Jahre alt sind. Er hat sich nie um sie gekümmert und hat ihr ganzes Leben verpasst, was ihn unheimlich plagt. Und sie kommen sogar noch am selben Nachmittag zu Besuch ins Haus am See.
Mittlerweile hat Hollywood festgestellt, dass seine Kinder zu verzogenen, arroganten Snobs geworden sind und sich überhaupt nicht mehr verhalten wie richtige Kinder. Sie sitzen am liebsten vor dem Fernseher und spielen Videospiele, trinken am liebsten abgefülltes Voss Wasser und schikanieren die Nanny mit SMS, damit sie selber keinen Handgriff machen müssen. Auch seine Frau ist sich gar nicht mehr bewusst, dass sie sich mehr um sich und ihre Karriere als um ihre Kinder kümmert. Also beschließt Hollywood etwas zu ändern und gemeinsam mit seinen Freunden und deren Kindern versuchen sie die alte Zeit ihrer Kindheit wieder aufleben zu lassen. Sie springen von Seilen ins Wasser, sie spielen mit Pfeil und Bogen, werfen Hufeisen, trainieren Basketball, lassen Steine flitschen und gehen in den nahegelegenen Wasserpark.
Die Kinder fangen wieder an ihre Fantasie zu benutzen, entwickeln zum ersten Mal wirkliche Begeisterung für etwas und blühen direkt auf. Und mit ihrer Freude und ihren Ideen stecken sie sogar ihre Eltern an, wieder ein wenig Abwechslung in ihren Alltag zu bringen.
Der schöne Ausflug eskaliert jedoch, als Rob glaubt, dass Higgy, mit einer seiner Töchter geschlafen hat – bis diese zum Streit dazukommt und alles aufklärt. Währenddessen gesellen sich auch die übrigen Familienmitglieder zu der Szene und nach und nach rücken alle mit der Wahrheit heraus. Dass die Nanny gar keine Austauschstudentin aus China ist, dass Rob sich immer viel zu sehr in seine Verliebtheit hineinsteigert bis er durchdreht und jedes Mal alles verbockt, dass McKenzies Frau Angst hat, dass er sie nicht mehr attraktiv findet und McKenzie findet, dass seine Frau ihn als selbstverständlich ansieht und überhaupt kein Interesse mehr an ihm zeigt. Und Lamonsoff gesteht der Runde, dass er mit einem Mietwagen gekommen und momentan arbeitslos ist.
Im Schwimmbad treffen sie auf die alten Rivalen von einst, die ebenso gealterten Basketballgegner, die nicht gerade erfolgreich sind. Sie hängen in der Kleinstadt herum, haben Alkoholprobleme und einer arbeitet als Koch in einem Restaurant.
Und weil sie ihre Niederlage 1978 nie vergessen konnten, fordern sie Hollywood und seine Kumpels zu einer Revanche heraus.
Alle Familienmitglieder freuen sich und Roxanne entwirft sogar für alle Ehefrauen Cheerleaderoutfits, um die etwas eingerosteten Ehemänner anzufeuern.
Hollywoods Mannschaft liegt kurz vor Ende des Spiels gleich auf und er muss nur noch einen Freiwurf erzielen, damit sie den Sieg ernten. Doch dann blickt er in die Augen seiner Gegner, in die Augen deren Kinder und Familien und entscheidet sich eine Niederlage in Kauf zu nehmen und den anderen ein wenig Freude und Glück zu bereiten.
Am Ende verbringen alle gemeinsam den vierten Juli und genießen ihren letzten gemeinsamen Abend bei der örtlichen Unabhängigkeitstag-Feier.
Bevor sie vom Haus am See und ihrem schönen Familienwochenende Abschied nehmen beschließen alle sich häufiger wieder zu sehen. Hollywood schlägt Lamonsoff vor ihm Geld für die Eröffnung einer Autowaschanlage zu geben und McKenzie bietet an in das Geschäft mit einzusteigen und sogar einen Werbesponsor aufzutreiben. Die lang von einander getrennte Gruppe, die im Laufe der Jahre um viele Menschen erweitert wurde, löst sich gelockert und gelöst auf und ist dankbar für die Erfahrungen, die man in den letzten Tagen gemacht hat und deren Bereicherung sie nun in ihren Alltag mitnehmen wollen.

Die Geschichte ist zwar relativ schnell erzählt, aber, so wie bei den meisten Filmen von und mit Adam Sandler, gibt es klare Botschaften.
Die Familie und ihr Wohlergehen sollte immer an erster Stelle stehen. Man sollte auf seine Freunde nicht vergessen. Egal, welche Fehler man im Leben macht, es ist nie zu spät von Neuem anzufangen und zu versuchen es besser zu machen. Liebe kennt keine Grenzen und kein Alter – und Liebe sieht über die Fehler des anderen hinweg und nimmt den anderen so, wie er ist. Man braucht sich für sein Leben, auch mit seinen Fehlentscheidungen, welche man im Laufe der Zeit auch getroffen haben mag, nicht schämen. Man sollte ein paar gute Freunde haben, mit denen man Freud wie Leid teilen kann und vor denen man sein wahres Selbst nicht verbergen muss.
Außerdem gibt Adam Sandler seinen Standpunkt wieder: Die höchste Lebensqualität bietet immer noch ehrlicher, simpler Spass!
Man sollte aufpassen, dass in unserer modernen, schnellen, hochtechnisierten, auf Karriere ausgerichteten Welt die echten und wichtigen Gefühle nicht untergehen. Und man könne feststellen, dass Zufriedenheit durch die kleinen Dinge im Leben entsteht, und die großen Dinge gar nicht so toll und aufregend sind, wie sie von außen betrachtet oft erscheinen mögen.
Einige Kritiker haben angemerkt, dass Adam Sandler immer mindestens eine Person in seine Storys einbaut, die ziemlich reich sind, und dass sich das Publikum mit solchen Figuren sicher nicht identifizieren könnte, weil es kaum jemanden gibt, der in einer Millionen-Dollar-Villa wohnt und überaus bekannt und erfolgreich ist.
Aber man sollte bedenken, dass Sandler solche Persönlichkeiten nicht in das Skript schreibt, um immer einen strahlenden, vom Erfolg gekrönten und Glück geküssten Helden zur Schau zu stellen, an welchem sich jeder orientieren mag, sondern um zu zeigen, dass Geld nicht alles ist. Es ist schön und gut, wenn man Geld hat, aber man sollte nicht dem Irrtum erliegen, dass damit alles besser und einfacher werden würde. Diese Personen mögen vielleicht finanziell alles richtig gemacht haben, aber dass macht sie noch lange nicht zu Siegern dort, wo es wirklich zählt: in ihrem Charakter.

Bleibt nur noch zu sagen: Wer den typischen Humor von Sandler, James, Spade und Rock mag, der wird sich auf diesen Film nicht umsonst freuen, auch wenn durch die Botschaft des Films sich nicht immer alle Witze in ein harmonisches Ganzen zusammenfügen. Allerdings sollte man bei dem Streifen auch nicht mit einer 100 minütigen Lachnummer rechnen, denn den tieferen Inhalt kann man sich eigentlich kaum entziehen. Dennoch: Der Film ist sicherlich einer der besten Filme des Erscheinungsjahres in Sachen Komödie und ist für die ganze Familie geeignet.
Besinnung mit Sandler darf auf jeden Fall jede Menge Spaß machen.

Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung: 6,3

Der Sumpf (2006)



Die Kinderbuchautorin Claire Holloway (gespielt von der, überraschenderweise, absolut überzeugenden Gabrielle Anwar, bekannt aus „Burn Notice“) wird seit einiger Zeit von Alpträumen geplagt. Sie sucht sich Hilfe bei Ärzten und Psychologen, die jedoch ihre Probleme nur mehr mit Medikamenten oder Hypnose lösen wollen, was sie jedoch ablehnt.
Als sie auf ihren Laufband trainiert und dabei fernsieht bringt man einen Bericht über einen kleinen Ort namens Westmoreland und sie erkennt das Haus, welches in ihren Träumen immer wieder eine große Rolle spielt. Das Haus heißt „Rose Marsh Farm“ und liegt in unmittelbarer Nähe eines Sumpfes. Sie beschließt nun nach Westmoreland zu fahren und sich in dieses Haus einzumieten, in der Hoffnung, dass sie dort das Rätsel ihrer immer wiederkehrenden Träume zu lösen.
Dort angekommen wird sie von einer Frau namens Mercy (Brooke Johnson) durch das Anwesen geführt. Mercy ist Pferdewirtin und hat ein starkes Alkoholproblem.
Claire lernt auch den Besitzer des örtlichen Kleinwarenhandels kennen, Ernie (Kenner Ames), in dessen Geschäft sie auch gleich von grausamen Visionen geplagt wird.
Mit der Zeit findet Claire heraus, dass die Rose Marsh Farm seit mehr als 20 Jahren unbewohnt war, denn im Dorf kursieren Gerüchte, dass es verflucht sei, da der ehemalige Besitzer seine kleine Schwester angeblich umgebracht und im Moor versenkte.
Geoffrey Hunt (Forest Whitaker), der sich selbst seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter für Geister und das Jenseits interessiert, hinterlässt Claire eine Visitenkarte.
Als Claire plötzlich jeden Abend gespenstische Erlebnisse hat und von einem toten Mädchen und einem grässlich aussehenden Jugendlichen heimgesucht wird (von beiden Gespenstern fertigt sie genaue Zeichnungen an), sucht sie schließlich Rat bei Hunt, welcher ihr zuerst einmal rät einfach aus dem Haus zu verschwinden und sich besser in einer Pension einzumieten. Doch mit diesem Ratschlag möchte sie sich nicht zufrieden geben.
Hunt merkt, dass es Claire ernst ist und beschließt sie nicht im Stich zu lassen und ihr helfen. Also kommt er mit Kameras ausgerüstet am Abend zu ihr in die Rose Marsh Farm und bereitet alles vor, um den merkwürdigen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen.
Es dauert auch gar nicht lange, da fängt der Spuk wieder an. Claire möchte mit dem Geist des kleinen Mädchens Kontakt aufnehmen, doch der Geist des Jugendlichen lässt dies nicht zu und reißt das Kind immer wieder gegen seinen Willen an sich, das ihre Arme nach Claire ausstreckt und um Hilfe schreit.
Claire und Hunt wollen am nächsten Tag den Dingen nachgehen und dabei versucht Claire auch Informationen beim lokalen Journalisten und Reporter Noah Pitney (Louis Ferreira) einzuholen. Doch dieser ist keine große Hilfe und erzählt ihr irgendeine Geschichte, die, wie sich später herausstellt, anscheinend von den wahren Ereignissen ablenken sollte.
Zwischenzeitlich kommt es zu mysteriösen Unfällen der Pferdewirtin Mercy und des Kleinwarenhändler Ernie, bei denen beide auf merkwürdige Art und Weise zu Tode kommen.
Zwischen Claire und Hunt kommt es immer wieder zu Gesprächen, in deren Verlauf sie immer ein wenig über ihr Leben und ihre Vergangenheit erzählen, und man erfährt man, dass Claire adoptiert wurde, weil ihre Eltern früh bei einem Autounfall starben. Hunt beginnt zu glauben, dass die Geistererscheinungen etwas mit Claires Kindheit, etwa einem unaufgearbeiteten Trauma, zu tun haben müssen, denn sonst gäbe es keine vernünftige Erklärung dafür, dass ihr die Erscheinung des toten Kindes und das Haus, sowie der Ort Westmoreland, so bekannt vorkommen, obwohl sie angeblich vorher noch nie hier war.
Hunt und Claire geben indessen zum Ärger von Noah Pitney einfach nicht auf, herauszufinden, was auf der Rose Marsh Farm wirklich geschehen ist und so er eilt zum Vater von einem gewissen Brendan Manville.
Ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Geschehnisse.
Noah beteuert Brendan Manvilles Vater sich darum zu kümmern, dass Claire und Hunt schnell aufhören werden sich einzumischen und fährt des Nachts zur Farm, wo Hunt und Claire bereits den Geistern in den Sumpf folgen.
Als Noah auf Hunt trifft nimmt er einen Ast und schlägt damit auf Hunts Kopf ein, dass dieser bewusstlos zusammenbricht. Dann sucht Noah Claire und stoßt sie in eine Moorgrube, wo sie droht zu ertrinken. In ihrem Kampf an der Wasseroberfläche zu bleiben, greift sie plötzlich ein Skelett und schreit vor Schreck. Hunt erlangt wieder sein Bewusstsein, eilt Claire zu Hilfe und beide stellen Noah zur Rede. Dieser bricht plötzlich sein Schweigen und erzählt ihnen, was vor über zwanzig Jahren tatsächlich in dem Haus geschehen ist.
Brendan Manville, Noah Pitney, Mercy und Ernie waren als Jugendliche befreundet. Brendan, übrigens der Junge, welcher Claire heimsucht, war jedoch nie wirklich in die Clique integriert und war das fünfte Rad am Wagen, welches immer nur ausgenutzt wurde. Eines Abends trifft sich die Gruppe in der Rose Marsh Farm, wo Mercy als Babysitterin auf die Zwillinge Claire und Rose aufpassen sollte. Sie stecken die Kinder in deren Zimmer und gehen hinunter ins Wohnzimmer. Brendan hat Alkohol und eine Waffe seines Vaters mitgenommen. Die drei nehmen Brendans Waffe an sich und betrinken sich dann gemeinsam. Brendan versucht die Situation bei Mercy auszunutzen und versucht sich ihr zu nähern. Mercy wacht jedoch auf und lacht Brendan aus, bezeichnet ihn als Versager. Er schämt sich und läuft davon. Alle glauben er wäre nach Hause gerannt, aber er geht die Treppen hinauf, ins Zimmer von Claire und Rose, wo die beiden Mädchen gerade Verstecken spielen.
Claire, versteckt im Wandschrank, beobachtet wie Brendan ins Zimmer kommt und Rose sexuell belästigt. Als Rose sich jedoch nicht so verhält, wie Brendan es sich vorstellt, fängt er an sie so lange zu würgen, bis sie schließlich tot ist.
Noah, Mercy und Enrie hören etwas, laufen die Stiegen hinauf und sehen Brendan verzweifelt mit dem toten Mädchen im Arm mitten im Zimmer stehen, beteuernd, es wäre ein Unfall gewesen und sie müssten etwas unternehmen um die Leiche verschwinden zu lassen, damit niemand etwas davon erfahre.
Mercy ist voller Angst und schreit nach Claire, die immer noch im Wandschrank steht. Plötzlich tritt sie heraus, mit der mitgebrachten Waffe in der Hand und erschießt Brendan. Dann läuft sie aus dem Haus, hinaus in den Sumpf, wo sie sich versteckt.
Sie kann jedoch beobachten, wie die Jugendlichen Roses und Brendans Leichname in das Moor tragen und ihre Körper im Morast verschwinden lassen.
Am nächsten Tag haben ein paar Jäger, die völlig unterkühlte und verängstigte Claire gefunden. Sie wurde, nachdem sie keine lebenden Verwandten mehr hatte, zur Adoption freigegeben.

Als Noah sein Geständnis abschließt erblickt er plötzlich die toten Rose, springt auf und läuft tiefer ins Moor davon, wo er schließlich einsinkt und stirbt.
Nun erinnert sich Claire wieder schmerzlich an ihre längst verdrängte Kindheit. Sie will unbedingt Frieden schließen und dem Spuk im Haus ein Ende bereiten.
Sie geht zu Brendans Vater und verlangt von ihm einen Gegenstand, der seinem Sohn früher viel bedeutete, doch dieser weist sie unwirsch ab.
Schlussendlich begibt er sich aber trotzdem zur Rose Marsh Farm und übergibt Hunt und Claire eine Decke.
Mit dieser Decke wollen sie den auf Rose fixierten Geist Brendans weglocken. Er soll sich von Rose trennen und ihre Seele damit in Frieden lassen. Gleichzeitig wollen sie das Portal, durch das Geister immer wieder in die Welt der Lebenden kommen können, zerstören, und Brendan daran hindern, jemals wieder zu kommen. Dieses Portal ist die Türe zum ehemaligen Kinderzimmer der Zwillingsschwestern.
Hunts und Claires Plan funktioniert. Sie zerstören das Glas der Türe, locken Brendan mit der Decke von Rose, welche Claire eng umschlungen festhält, weg, und er stürzt durch das Portal in die Geisterwelt. Mit einem Schlag wird es im Zimmer ganz ruhig. Claire gibt ihrer verstorbenen kleinen Schwester einen letzten Kuss und sie zerfällt im Licht des Morgengrauens zu Staub.
Die letzten Szenen des Films zeigen, dass Claire Brendans Vater die Decke zurückgibt, und Rose beim Moor ihrer Schwester zum letzten Mal zuwinkt, bevor sie lächelnd und glücklich im Sumpf verschwindet.

Generell lässt sich folgendes über den Film sagen: Viele Stellen sind vorhersehbar, vor allem, wenn man schon einige Horror-, bzw. Gruselfilme gesehen hat. Doch die wirklich überzeugende Darstellung der Schauspieler, welche ausnahmslos großartig besetzt sind, und die hervorragenden Special Effects, sowie Regie, machen diesen Umstand schnell wieder wett.

Doch, was genau könnten Michael Stokes, der diese Geschichte geschrieben hat, und Regisseur Jordan Barker mit dem Film noch erzählen wollen?
Jede der Figuren hat ein Trauma erlebt und dieses nicht aufgearbeitet. Menschen denken oft, dass sie, wenn sie es schaffen könnten ein schreckliches Erlebnis zu verdrängen, es eines Tages vergessen könnten. Doch dies ist, wie der Film vermitteln möchte, nicht der Fall. Solange man sich mit seinem Problem nicht wirklich auseinandersetzt, es sich von der Seele redet, beichtet, wird man keinen Frieden finden. Unverarbeitetes aus der Vergangenheit wird immer einen Weg in die Gegenwart finden und die Zukunft bestimmen. Man muss sich seinen „Geistern“ stellen.
Ebenso könnte die Geschichte Brendans ein Symbol sein. Es gibt Leute, welche auf eine bestimmte Sache so fixiert sind, welche unbedingt etwas haben wollen, dass sie selbst zum Problem für andere Menschen werden.
Auch, wenn das Bedürfnis nicht gestillt werden kann, lassen sie dann nicht mehr locker und versteifen sich regelrecht auf die unbedingte Befriedigung dieses Wunsches.
Brendan konnte die Liebe Mercys nicht erobern und versuchte sich die Zuneigung über Rose zu holen, die ja als Kind noch gar fähig dazu war, ihm das zu geben, wonach er verlangte. Kinder empfinden keine romantischen Gefühle für irgendjemanden. Also war der Ersatz für Mercy mehr als zweifelhaft ausgesucht und der kranke Versuch der Kompensation musste scheitern. Doch das wollte Brendan nicht akzeptieren und somit wurde er zum Mörder.
Oft kann es vorkommen, dass Menschen so verzweifelt auf der Suche nach etwas sind, dass sie sich in einen Strudel begeben, der sie immer tiefer in ihr Problem hineinsaugt. Sie erkennen nicht mehr, wann es genug ist, wann es Zeit ist sich zu fragen: Bin ich das Problem, oder die anderen? Ist meine Vorstellung von Liebe falsch, oder sind die anderen um mich einfach nur unfähig mir richtige Liebe zu geben? Und dieses Konzept lässt sich auch auf andere Dinge übertragen. Ist meine Vorstellung von Vergebung richtig? Muss jemand, der mir etwas schuldet, büßen, damit er sich meine Vergebung verdient, oder ist Vergebung ein Gnadenakt?
Diese Fragen stellen sich auch bezüglich des Schmerzes, der Claire Holloway angetan wurde, als ihre Schwester so dramatisch aus ihrem jungen Leben gerissen wurde. Der Film bleibt jedoch auch die Antwort schuldig und so ist jeder Zuschauer selber gefragt, wie er selbst reagieren würde, oder sogar reagiert. Es muss ja nicht immer ein Mord geschehen, der bei den Hinterbliebenen tiefe Narben hinterlässt. Der Mord ist vielleicht nur ein Symbol für etwas, dass sich in die Seele einbrennt, für eine Wunde, die nicht heilen will, wie z.Bsp. Verrat oder Enttäuschung.

Man kann diesen Horrorthriller also nicht nur als guten Film für einen Gruselabend heranziehen, sondern auch versuchen eine tiefere Botschaft hinter dem Gezeigten zu finden. Fündig wird man
auf jeden Fall.

Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: -
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung: 7,6

Mittwoch, 13. April 2011

Stiefbrüder (2008)





Brennan Huff (Will Ferrell) ist 39 Jahre alt und lebt immer noch bei seiner Mutter Nancy (Mary Steenburgen). Eines Tages lernt sie jedoch bei einem Ärztekongress Robert (Richard Jenkins) kennen, der ebenfalls einen Sohn und das selbe Problem hat. Sein erwachsener Junge, Dale (John C. Reilly), führt kein eigenes Leben und verbringt seine Tage mehr oder weniger damit Fernzusehen, leidenschaftlich Schlagzeug zu spielen und Star Wars Artikel zu sammeln.
Als Nancy und Robert heiraten beschließen sie mit ihren großen Kindern unter einem Dach zu leben. Doch Dale und Brennan führen sich auf wie kleine Kinder und zanken sich ständig. Bis sie herausfinden, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben und beschließen echte Brüder zu werden.
Ausschlaggebend für diesen Gesinnungswandel ist der Besuch Brennans eigentlichen Bruders Derek (Adam Scott), einen erfolgreichen Geschäftsmann in Sachen Helicopter.
Als Brennan noch in der High School bei einem Musical auftrat, spielte Derek ihm einen Streich und machte ihn vor der ganzen Schule lächerlich. Von diesem Schock, und der Scheidung seiner Eltern, sollte sich Brennan nie wieder erholen.
Derek provoziert Dale, nach einigen Beleidigungen während des Essens, ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, was den gemeinsamen Abend der Familie unschön beendet und zu einer ausgewachsenen Diskussion führt.
Robert möchte, dass die beiden Männer sich langsam wie Erwachsene benehmen, sich einen Job und eine eigene Wohnung suchen. Also arrangiert er einige Vorstellungsgespräche, welche die beiden absichtlich manipulieren, um ja keinen Arbeit bekommen. Anstelle dessen wollen sie nämlich lieber ihre Idee von „Prestige International“ verwirklichen. Bei dem Versuch Derek und seine Freunde als Financiers zu gewinnen und einen Videospot zu drehen zerstören sie Roberts Boot, mit dem Nancy und er vorhatten eine Weltumsegelung zu starten, sobald beide in den Ruhestand gehen würden.
Das bringt das Fass zum überlaufen. Robert erträgt es nicht länger und entschließt sich Nancy zu verlassen, Dale und Brennan das Geld für eine Wohnungskaution auf ihre Konten zu überweisen und das Haus, in dem sie wohnen, zu verkaufen.
Dies bedeutet das abrupte Ende sowohl für die neue Familie, als auch für die Idee von „Prestige International“ und ebenso Dales und Brennans dicke Freundschaft.
Brennan fängt an für den überheblichen und arroganten Derek und Dale bei einer Cateringfirma zu arbeiten. Beide zahlen zum ersten Mal ihre eigenen Rechnungen, kümmern sich alleine um ihren Haushalt und legen nach und nach ihr altes Lotterleben ab. Sie begraben ihre Ideen von früher und verkaufen ihr Spielzeug.
Als Brennan die Chance bekommt ein wichtiges Treffen für Dereks Firma zu organisieren, bestellt er das Catering bei Dale und lädt auch Nancy und Robert dazu ein, in der Hoffnung die beiden wieder zu versöhnen. Obwohl die Party zuerst gut verläuft, und sich die ehemalige Familie auch freut sich nach Langem endlich wieder zu sehen, scheint die Situation außer Kontrolle zu geraten als die bestellte Band nicht den Musikgeschmack des Publikums trifft. Derek kündigt Brennan und dieser ist verzweifelt und sucht Rat bei seinem Stiefvater Robert.
Robert motiviert Brennan und Dale dazu auf die Bühne zu gehen und ihren gemeinsamen Traum nicht zu begraben, so wie er es mit seinem getan hat.
Also laufen die beiden auf die Bühne und Dale spielt Schlagzeug während Brennan „Por ti Volare“ singt und die Zuschauer in seinen Bann zieht.
Letztendlich geben Nancy und Robert ihrer Liebe eine neue Chance, Brennan und Dale werden erfolgreiche Karaokebarbetreiber und Derek lernt sich etwas mehr zurückzuhalten, weniger anzugeben und seinen Bruder mehr zu respektieren. Und Brennan hat es sogar geschafft seine Psychotherapeutin zur Freundin zu nehmen.

Diese Komödie scheint beim ersten Hinsehen ein ganz normaler Slapstickstreifen zu sein und eine ganz einfache Botschaft zu haben: Vergesst nicht eure Träume wahr werden zu lassen. Doch mir fällt noch etwas ganz anderes auf. Denn dieser Film ist, wie fast jedes Movie aus Hollywood, ein blendendes Beispiel für den „american way of life“. Geld verdienen und reich sein, bedeutet glücklich, zufrieden und respektiert zu werden. Denn warum endet die Geschichte Brennans und Dales in deren finanziellen Erfolg? Irgendwie glaubt man zu spüren, dass die Schreiber Will Ferrell, John C. Reilly und Adam McKay, etwas ausdrücken wollten, was ihnen nicht ganz so gelungen ist.
Sie wollen zeigen, dass Erfolg zu einer fast narzistischen Persönlichkeit führen kann, die andere Menschen tyrannisiert und psychisch verletzt. Aber dass scheinbarer Nichterfolg auch ein Zeichen dafür sein kann, dass große Ideen im Stillen heranreifen.
Doch irgendwie scheint es in unserer heutigen Zeit nicht einfach zu reichen, dass man Freunde findet, mit denen Spaß haben kann, mit denen man gute wie schlechte Zeiten durchlebt, die das eigene Leben bereichern und lebenswerter machen. Es kommt der Zeitpunkt, in dem man sich selbst der Nächste sein muss. Oder wollten Ferrell, Reilly und McKay nur zeigen, dass es für das Fortbestehen einer Freundschaft auch wichtig ist, dass man sein eigenes Leben auf die Reihe bekommt, dass man sich nicht ständig auf den anderen verlassen soll, weil man sonst zur Belastung würde?
Finanzieller Erfolg spielt eine große Rolle in diesem Film. Denn er bedeutet als Mensch respektiert zu werden. Jeder, bis auf die Mutter Nancy, sieht in den beiden Versager, Kindsköpfe, lächerliche Trottel. Erst als sie es geschafft haben Geld aus ihren Ideen und ihren Talenten zu machen, ändern auch die restlichen Familienmitglieder ihre Meinung. Wobei man genau hinsehen muss und entdeckt: Nein! Der finanzielle Erfolg ist nur das Tüpfelchen auf dem i, denn in Wahrheit ändert sich die Meinung über Dale und Brennan als sie aufhören etwas zu sein, dass sie gar nicht sein wollen: egoistisch, unkompliziert, aalglatt, dem finanziellen Erfolg hinterherhechelnd. Als sie das tun, was sie eigentlich immer machen wollten, ihre Talente ausleben, und wieder ihre Menschlichkeit – anstelle ihrer Tüchtigkeit – in den Vordergrund stellen, fliegt ihnen der Erfolg einfach zu. Also, wenn man das tut, was einem am Herzen liegt, dann wird man auch Erfolg damit haben und andere Menschen positiv beeinflussen. Selbst die Menschen, die einen vorher für das, was man ist, ausgelacht haben.
Vielleicht hätten McKay, Reilly und Ferrell diese Botschaften etwas mehr ausfeilen können, denn das Fazit der Geschichte, das was sie eigentlich ausdrücken möchte, wird in die letzten zehn Minuten gepresst und kommt kaum zum Ausdruck. Womöglich ist dies ein Grund dafür, dass diesem Film nicht so große Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengebracht wurde.
Dennoch: Ein großartiges Movie über Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Traumabewältigung, Missverstehen, Menschlichkeit, Spaß am Leben und der Vereinbarkeit von Verantwortung und dem Bewahren des inneren Kindes.


Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung:  6,8

Mittwoch, 6. April 2011

Miss Potter (2006)



Miss Potter ist eine wunderschön inszenierte Filmbiographie über die Kinderbuchautorin Beatrix Potter, welche durch ihre legendären Geschichten über Peter Hase, Jeremias Quaddel, Timmy Triptrap und die Flopsi-Häschen Berühmtheit erlangte.

Alles beginnt damit, dass man Ms. Potter (gespielt von einer überzeugenden, wie wunderbar ungewohnten Renée Zellweger) auf einem Hügel im Lake District sitzen und zeichnen sieht. Sie sagt, dass wohl alles so hat geschehen müssen, damit sie genau hier ankommen konnte, wo sie gerade ist, und fängt an ihre Geschichte zu erzählen.

Beatrix Potter stammt aus einer wohlhabenden Familie. Ihr Vater wäre gerne Maler geworden, aber seine Familie war damit nicht einverstanden und deshalb studierte er Jura und verdiente als Rechtsanwalt ein schönes Vermögen, dass es der Familie sogar erlaubte einen ansehnlichen Sommerbesitz im Lake District, außerhalb Londons, zu unterhalten. Beatrix' Mutter ist – wie es sich um 1900 gehörte – ausschließlich Hausfrau und Gattin, welche regelmäßig Dinners und Partys für die Frauen der Gesellschaft veranstaltet.
Beatrix hat auch einen Bruder, der mit der Tochter eines Weinhändlers durchgebrannt ist, als er alt genug war, und somit blieb Beatrix alleine mit ihren Eltern im Wohnsitz in London zurück.
Als sie ihr achtzehntes Lebensjahr erreichte wurden ihr einige geeignete Heiratskandidaten aus guter Gesellschaft vorgestellt, aber keiner sagte Beatrix zu und damit besiegelte sie ihr Schicksal des ewigen Fräuleins, das mehr oder weniger nur für den Haushalt zugegen ist.
Beatrix Potter hegte jedoch seit ihrer frühen Kindheit zwei Vorlieben, die ihr für immer ihr Leben versüßen sollten: Geschichten erzählen und ihre Freunde malen.
Da Beatrix aber wohl behütet aufwuchs und außer ihrem Bruder keine Spielkameraden hatte, gewann sie lediglich Haustiere als Freunde, wie Hasen und Mäuse.
In der Sommerresidenz ihrer Eltern erweiterte sich dieser Freundeskreis um Frösche, Gänse und Enten. Ihr Vater erkannte schon früh ihr Talent zum Zeichen, und weil er selber seinen Traum von der Malerei nie ausüben durfte, unterstützte er bis zu einem gewissen Grad Beatrix' Interesse.
Als Beatrix zweiunddreißig Jahre alt wird, genügt ihr das langweilige Leben mit Vater und Mutter nicht mehr und beschließt auf eigene Faust ihre Freunde auf Papier in die Welt hinauszutragen und sie Verlegern vorzustellen.
Schließlich bekommt sie einen Vertrag mit dem Verlagshaus Warne Brothers. Dort soll sich der jüngste Bruder der Inhaber, Norman (gespielt vom herzerfrischenden Ewan McGregor) , um die Veröffentlichung eines kleinformatigen Kinderbuches kümmern. Wie sich herausstellt, war Norman nicht immer am Familienunternehmen interessiert, aber da er nun endlich selber Geld verdienen wollte, gaben ihm seine Brüder eine Anstellung in der Firma. Da sie ihm jedoch nicht viel zutrauten, beauftragten sie ihn mit Beatrix' Projekt, dass zumindest kein finanzielles Fiasko erwarten ließ, wenn auch keinen übermäßigen Erfolg bescheren sollte.
Norman nimmt diesen Auftrag jedoch trotzdem sehr ernst, und gemeinsam mit Beatrix gelingt es ihm aus The Tale Of Peter Rabbit einen regelrechten Kassenschlager zu machen.
Schnell freundet sich Beatrix auch mit Normans Schwester Milly (dargestellt von der, wie immer, herausragenden Emily Watson) an, die das gleiche Schicksal wie sie ereilt hat. Sie ist über dreißig und unverheiratet und denkt gar nicht daran sich unter die Knute eines Mannes zu begeben.
Bald kommt ein Kinderbuch nach dem anderen auf den Markt, und die Geschäfte laufen überaus gut. Trotzdem sieht Beatrix Mutter die Karriere ihrer Tochter als ernstzunehmende Autorin immer noch nur als kindische Zeitverschwendung an.
Während eines Weihnachtsfests überwindet sich schließlich Norman Beatrix einen Heiratsantrag zu machen, da aus dem innigen Geschäftsverhältnis Liebe geworden ist. Bestärkt durch Milly nimmt sie den Antrag an.
Doch Beatrix' Eltern wollen ihr Einverständnis nicht geben, da sie die Heirat mit einem Gewerbetreibenden als nicht standesgemäß erachten. Nach einem heftigen Streit beschließt man, dass Beatrix Norman heiraten dürfe, wenn sie nach drei Monaten Sommerfrische im Lake District, immer noch so verliebt in ihn sei, wie sie glaube. Außerdem müsse die Verlobung geheim gehalten werden, damit sie, falls sie sich umentscheiden sollte, keinen schlechten Ruf über ihre Familie bringe.
Norman schenkt Beatrix einen Verlobungsring und verabschiedet sie mit einem ersten Kuss in die Ferien mit ihren Eltern.
Dort trifft sie auch ihre Jugendbekanntschaft William Heelis wieder, den Sohn eines Bauern, der in Manchester Jura studiert hat und nun am Land eine eigene Kanzlei betreibt. Er erzählt ihr, dass die Grundstücke im Lake District nach und nach alle verkauft werden und Gefahr laufen mit Fabriken zugebaut zu werden. Auch die Farm seines Vaters, genannt Hill Top, stehe zum Verkauf und Beatrix hegt den Plan das Landgut vielleicht zu kaufen.
Die Zeit vergeht für Beatrix rasch, denn sie bekommt jeden Tag einen Brief von ihrem Verlobten, bis der Kontakt plötzlich abreißt. Fast eine Woche später erhält sie einen Brief von Milly, die ihr offenbart, dass es Norman gesundheitlich sehr schlecht gehe und an einem schweren Husten leide.
Sofort reist Beatrix ab und fährt mit dem Zug zurück nach London um nach Norman zu sehen. Doch es ist zu spät. Norman ist zwei Tage zuvor verstorben und gleich am nächsten Tag beerdigt worden.

Beatrix ist voller Kummer und bleibt völlig zerstört im Elternhaus in London. Dort versucht sich zu zeichnen, doch nur schwarz-weiße Bilder mit bösen und traurigen Tieren entstehen. Als eine Zeit vergangen ist kommt Milly unangemeldet zu Besuch und versucht sie aus ihrem Tief herauszuholen.
Beatrix denkt an die Hill Top Farm, welche William Heelis ihr zeigte, als sie mit den Eltern am Land war, und sie beschließt sich bei der Bank zu informieren, ob sie sich solch eine große Ausgabe leisten könne. Der Kundenberater verrät ihr, dass sie so viel Geld aus dem Verkauf ihrer Bücher habe, dass sie sich sogar eine Villa, sowie weitere Ländereien kaufen könnte und trotzdem für ihr Leben ausgesorgt hätte. Beatrix ist überwältigt und kann es kaum glauben.
Nachdem sie ihren Eltern mitteilt, dass sie nicht mehr bei ihnen leben möchte, reist sie also in den Lake District und kauft, angeblich völlig überteuert, die alte Heelis Farm, richtet sie ein und lässt die ehemaligen Arbeiter weiterhin das Land bestellen.
Danach lädt sie auch Milly zu sich ein, welche ganz begeistert ist und ihre Liebe zu diesem Landstrich Englands gut nachvollziehen kann.
Beatrix geht es immer besser und am Ende des Films lässt sich auch erahnen, dass zwischen dem Anwalt William Heelis und ihr zarte Liebesbande entstehen.
Die letzte Sequenz ist gleichsam die erste Szene des Films und schließt mit den selben Worten, mit welchen Beatrix Potter ihre Lebensgeschichte einleitete.

Man könnte diese Geschichte als das nehmen, dass sie vorzugeben scheint. Eine Lebensgeschichte einer realen Person, welche als Frau am Anfang des 20. Jahrhunderts um ihr Recht auf die Verwirklichung ihres Traumes kämpft und es schafft allen Widerständen zum Trotz, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Aber aus den Leben längst verstorbener Personen, welche die Welt auf ihre ganz eigene Weise beeinflusst haben, kann man auch immer etwas Lehrreiches ziehen. Im Falle der Beatrix Potter stellen sich dem Zuseher Fragen wie: Wieso vergisst man woher man kommt, wenn es einem plötzlich gut geht? Oder, wieso muss man Entscheidungen immer sofort treffen, anstelle auf eine Alternative zu warten? Wieso vergönnen einem die Personen, die einem am nächsten stehen und vermeintlich verpflichtet sind einen zu lieben, manchmal so wenig?
Warum muss immer etwas Schreckliches passieren, wenn man endlich, nach langer Zeit, wieder so etwas wie Glück gefunden zu haben scheint?

Beatrix Potter ist eine Person, die zwar manche Gegebenheit akzeptierte, aber auch das änderte, wovon sie überzeugt war, dass es gar keinen vor den Kopf stoßen dürfe. Dürfte deswegen, weil kein Mensch das Recht hat, einem anderen etwas zu verbieten, nur weil er selbst nicht stark genug dazu wäre, den selben Weg zu gehen.
Beatrix' Mutter ist sicherlich nicht unglücklich mit ihrem Dasein und liebt auch ihren Mann sehr, aber zu sehen, wie die eigene Tochter sämtliche Heiratskandidaten ausschlägt um sich schlussendlich mit einem Mann zu verloben, den sich ihre Tochter selbst erwählt hat, dazu noch aus einem niedrigeren Stand, lässt sie zur Neiderin werden. Ebenso scheint sie nicht wahr haben zu wollen, dass ihre Tochter ein Talent besitzt, welches von anderen erkannt und begehrt wird. Dieser Umstand ist für sie kaum erträglich. Noch dazu beschert es Beatrix eine Unabhängigkeit, die sie selbst nie erfahren hat und wird.
Ganz merkwürdig ist es, dass gerade der Vater auf der Seite seiner Tochter ist. Er fühlt sich als Mann nicht von den Qualitäten seiner Tochter bedroht, sondern im Gegenteil, empfindet Bewunderung und ist stolz darauf, dass für sein Kind der Traum in Erfüllung gegangen ist, der ihm verwehrt blieb.
Wenn man als Zuseher diese Familienkonstellation reflektiert, müssen wir uns fragen: Missgönnen wir anderen ihren Erfolg, weil wir ihn selber nicht haben, oder können wir uns für andere freuen, die es geschafft haben unseren Traum, welcher für uns selbst unerreichbar ist, Realität werden zu lassen?
Und aus der Sicht von „Miss Potter“: Sollen wir uns unterkriegen lassen, nur weil unsere Freunde und Verwandten uns vielleicht nicht verstehen, oder sollen wir ihre Zweifel und Missgunst relativieren, weil diese Menschen in Wahrheit Angst davor haben uns zu verstehen?
Und wenn wir uns von den Meinungen anderer Menschen ins Bockshorn jagen lassen, liegt es nicht viel eher daran, dass diese Bevormundung uns eine Ausrede liefert, warum wir nicht das Leben führen dürfen, welches uns vorschwebt? Sind wir zu feige für uns selbst aufzustehen und das zu tun, was wir für sinnvoll erachten? Und muss das Sinnvolle denn auch immer hochtrabend sein? Groß und anerkannt?

Beatrix Potter heiratete zehn Jahre, nachdem sie die Hill Top Farm gekauft und bewirtschaftet hatte, ihren Anwalt William Heelis. Sie kaufte eine Herde Herdwick-Schafe und fing an diese bedrohte Rasse für die nachkommenden Generationen zu züchten. Sie kaufte außerdem viele
weitere Grundstücke in Lake District, und schrieb kaum mehr, da sie ihre Zeit fast ausschließlich der Landwirtschaft widmete.
Man weiß heute, dass Beatrix Potter eine herausragende Erzählerin und Zeichnerin von Kindergeschichten war, aber nicht viele Leute wissen, dass sie dem National Trust 16 km² Land, fünfzehn Farmen und mehrere Cottages vermachte, und Wesentliches dazu beigetragen hat, dass der Lake District heute einer von vierzehn Nationalparks geworden ist.


Für die Leistung als Autorin gab es internationale Anerkennung, für den zweiten Lebensabschnitt von Beatrix Potter interessierte sich kaum ein Mensch. Und dennoch kann man nicht genau sagen, für welche von beiden Betätigungen man „Miss Potter“ mehr danken sollte: Für die Geschichten, welche so viele Kinderherzen bis zum heutigen Tag erfreuen, oder für die Erhaltung der Natur eines Landstrichs Englands, der bis heute sauberes Wasser, grüne Wälder und die Artenvielfalt gewährleistet?

Ich denke, dass dieser Film – mit all den Inspirationen, Fragen über uns selbst und unsere Rolle in der Gesellschaft – auf ganz außergewöhnliche Weise die Persönlichkeit einer bemerkenswerten Frau würdigt, und damit nicht nur für vorzügliche Unterhaltung sorgt, sondern uns auch, fast unbemerkt, eine Reise zu uns selbst und unseren eigenen Träumen beschert.


Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: - (aus der Bewertung ausgeschlossen)
Humor: ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung:  7,8

Montag, 4. April 2011

About Schmidt (2002)


About Schmidt“ ist wohl einer der außergewöhnlichsten Filme, in denen Jack Nicholsonjemals eine Hauptrolle gespielt hat. Er ist kaum wiederzuerkennen als schrulliger, in Selbstmitleid zerfließender, innerlich wütender Pensionist.

Warren R. Schmidt arbeitete bis zu seiner Pensionierung als stellvertretender Vizedirektor in einer Versicherungsgesellschaft. Er wird dort zwar geschätzt und mit einer großen Feier verabschiedet, jedoch bekommt man ziemlich schnell mit, dass die ehemaligen Arbeitskollegen mit bloßen Floskeln und schönen Worten um sich schmeißen. Keiner von ihnen meint eigentlich das, was er sagt, doch genau das wird wunderschön und eloquent ausgedrückt, dass man den Eindruck hat, es herrsche Wertschätzung und Harmonie in jener Firma.
Warrens Nachfolger bittet ihn sehr höflich vor versammelter Mannschaft darum, dass er ihn doch noch einmal im Büro aufsuchen sollte, da er ohne sein großes Wissen und seine jahrzehntelange Erfahrung sich wohl nicht gleich zurecht finden würde. Das schmeichelt Schmidt und er geht schon am folgenden Tag in seine alte Firma, wohl mit dem stolzen Gefühl gebraucht zu werden.
Doch sein Nachfolger wimmelt ihn eloquent ab. Als Schmidt die Straße hinunter geht sieht er in der abgesperrten Einfahrt seiner ehemaligen Firma, dass seine Akten in Pappkartons für die Müllabfuhr bereit gestellt wurden. Es kommt ihm wohl so vor, als sei sein Engagement, sein ganzes Leben, dass wohl zum Großteil durch seine Arbeit in der Versicherung ausgefüllt war, nicht einen Pfifferling Bedeutung gehabt hätte.
Zumindest hat er seit über vierzig Jahren seine Frau Helen an seiner Seite, die sich schon sehr darauf freut endlich mehr Zeit gemeinsam mit ihm verbringen zu können, und deren größter Traum es ist, mit Warren gemeinsam im Wohnwagen durch Amerika zu reisen. Warren selber macht gute Mine zum bösen Spiel, denn eigentlich ist er gar nicht begeistert, dass sie sich gemeinsam ein sündhaft teures und großes Wohnmobilzugelegt haben.
Überhaupt: Warren kann mit seiner Ehefrau nicht mehr viel anfangen. Sie sind sich in den Jahren fremd geworden. Warren findet so ziemlich alles an Helen lästig. Ihren Geruch, ihr Schnarchen, ihre kleinen Ticks, wie zum Beispiel, dass sie es liebt neue Restaurants auszuprobieren …
All diese Dinge erfährt der Zuseher durch Warrens Stimme, die einen Brief an Ndugu, einem Waisenkindaus Tansania
, vorliest. Warren entschloss sich aus einer Laune heraus einem Kind in Afrikaeine monatliche Spende von 20 Dollar zukommen zu lassen, und die Vermittlungsagentur bittet die Spender möglichst einen Brief zum Scheck dazuzulegen, damit die Kinder ein wenig über die Person wissen, die ihnen ermöglichst sauberes Wasser zu trinken, ärztlich behandelt und in die Schule geschickt zu werden. Also schreibt Warren einen Brief an den kleinen Ndugu.
Warren ist generell ein ruhiger, ausgeglichener und höflicher Mann, der sein Innenleben für sich behält. Fast möchte man glauben, dass Mr. Schmidt generell ein wunderbarer Mensch ist. Aber wenn er Ndugu schreibt, offenbart er ihm ein wenig mehr, als den Menschen, die um ihn herum leben. Dennoch kann Warren auch zu Ndugu nicht ganz offen und ehrlich sein.
Warren scheint ein großes Problem damit zu haben, ehrlich zu seinen Mitmenschen, aber vor allem zu sich selber zu sein. Er erlebt und redet andere Dinge, als er zugibt, und irgendwie glaubt man, dass Warren sich sein Leben schön reden möchte. Oder er möchte selber gar nicht genau wissen, welche Abgründe sich in ihm auftun würden, würde er tiefer in sich hineinsehen.
Eines Tages nachdem Warren vom Postamt zurück kommt wo er einen Brief an sein Patenkind aufgegeben hat, findet er seine Frau Helen regungslos am Boden liegen. Warren ruft verzweifelt und weinend die Rettung an, aber es ist zu spät. Helen hatte ein Blutgerinnsel im Gehirn. Warren organisiert die Beerdigung zu der alle Freunde und Bekannte kommen und ebenso Tochter Jeannie, die in Denverlebt. Ihr Verlobter, Randall Hertzel (gespielt von einem hervorragenden Dermot Mulroney), begleitet sie und versucht mit seiner liebevollen, fast naiven Art, sowohl Vater als auch Tochter Beistand zu leisten. Doch Warren mag Jeannies Verlobten ganz und gar nicht, da er fest davon überzeugt ist, dass Randall nicht Jeannies Format hat. Jeannie ist in Warrens Vorstellung eine sprachenbegabte Universitätsabsolventin, mit einem guten Job, obwohl er weiß, dass sie in einem Kopierladen arbeitet. Aber Warren scheint dies nicht wahrhaben zu wollen.
Jeannie wirft ihm vor, dass er ihre Mutter nicht genug gewürdigt hat, weil er ihr nur einen der billigsten Särge gekauft hat, und dass Helen auch ihre Aktien verkaufen musste, damit sie einen Großteil des Traumwohnmobils selber zahlen konnte. Und das nach über vierzieg Jahren Ehe, in der Helen Warren stets zu Diensten war und ihn von vorne bis hinten verwöhnt hatte. Warren versucht sich zu verteidigen und ist erbost darüber, dass Jeannie so über ihn denkt, aber sie wechselt das Thema und beide gehen nicht weiter auf ihre Unstimmigkeiten ein.
Als Jeannie und Randall wieder zurück nach Denver fahren entdeckt Warren zufällig ein paar alte Liebesbriefeseines besten Freundes Ray an seine Frau. Warren ist außer sich vor Wut und stellt Ray zur Rede, der sich entschuldigt und sagt, dass es schon lange her sei, als er und Helen eine Affäre hatten. Warren kann die Entschuldigung nicht akzeptieren und fährt rasend mit dem Wohnmobil durch die Gegend. Natürlich schreibt er davon nichts in seinen Briefen an Ndugu, sondern lediglich, dass seine Tochter ihn früher in Denver sehen wolle und er beschlossen habe eine kleine Reise zu machen, damit er all die Orte wieder sieht, die in seiner Erinnerung schon langsam verblassen.
Irgendwo auf der Reise Richtung Denver bleibt Warren über Nacht auf einem Campingplatz und lernt dort ein fröhliches, aufgeschlossenes Ehepaar kennen, die ihn zu sich auf ein Abendessen und einen netten Plausch einladen. Als sein Gastgeber los geht um noch ein paar Dosen Bier zu holen, bleibt Warren mit der Gastgeberin alleine zurück und missversteht ihre Höflichkeit. Vollkommen unvermittelt drückt Warren der Frau einen Kuss
auf die Lippen, während sie sich sofort wehrt und ihn aus dem Campingwagen schmeißt.
Peinlich berührt und aufgelöst verschwindet Warren in seinem Wohnmobil und reist sofort ab. Aber dieses Erlebnis hilft Warren seiner Frau ihre Affäre mit Ray zu vergeben, und er fragt sich, ob es denn auch Helen mit ihm so ging, wie es ihm mit ihr ging: War er der Mann, den sie sich erträumt hatte? Oder war sie nur zu höflich, dass sie ihm ihre Enttäuschung über ihn vorenthielt?
Mit neuem Mut und Elan durch die späte Aussöhnung mit Helen beschließt Warren nun das zu tun, was er für richtig und wichtig hält: Jeannies Hochzeit zu verhindern.
Doch in Denver angekommen wird er herzlich von Randalls Mutter (gespielt von einer sehr überzeugenden Kathy Bates) willkommen geheißen. Allerdings findet sich Warren in allem bestätigt, dass er vorfindet: Ein heruntergekommenes, altes Haus, einen schlampig geführten Haushalt, Menschen die auf feines Getue keinen Wert legen, sondern frei heraus sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt, die am Tisch schmatzen und lachen und streiten und gute Leistung ganz anders bewerten als die meisten Menschen. An den Wänden hängen überall Trostpreise von Wettbewerben an denen Randall teilgenommen hat, und ein Zertifikat über einen zweiwöchigen Elektriker-Kurs an einer Universität.
Warren ist sich nun sicher: Dieser Mann und seine Familie sind kein Umgang für seine Tochter und absolut niveaulos. Doch als er Jeannie bittet die Hochzeit
zu verschieben lässt sie Warren kalt abblitzen und erklärt ihm, dass er herzlich eingeladen ist, wenn er mit ihnen mitfeiern möchte. Wenn nicht, dann sollte er der Hochzeit fern bleiben.
Also akzeptiert der höfliche Warren die Entscheidung seiner Tochter, auch wenn er sich später deswegen als Versager fühlt, weil er nicht mutig genug war seinen Willen durchzusetzen, obwohl er davon überzeugt ist, dass seine Tochter ins Unglück läuft. Er hält eine nette Rede in der er allen Anwesenden der Familie Komplimente macht, ganz ähnlich wie seine ehemaligen Kollegen bei seiner Abschiedsfeier, und läuft danach verschwitzt und angespannt auf die Toilette.
Danach fährt Warren Schmidt wieder nach Hause und fragt sich, was er sein Leben überhaupt für einen Sinn hat, da es niemanden auf der Welt gäbe, dem er etwas bedeutet, oder dessen Leben er bereichert. Er öffnet seine Post, die sich im Laufe der Tage angesammelt hat und darunter ist ein Brief aus Tansania. Eine Klosterschwester schreibt, dass Ndugu alle Briefe von Warren bekommen hat und sich sehr über sie gefreut und dass Ndugu sein Glück sehr am Herzen liege. Ndugu kann noch nicht lesen und schreiben, aber er habe ihm ein Bild gemalt und hofft, dass es Warren gefällt. Auf dem Bild sind zwei Figuren gemalt, die Ndugu und Mr. Schmidt darstellen sollen. Die Figuren halten sich die Hände während die Sonne scheint und beide ein Lächeln im Gesicht haben. Daraufhin fängt Schmidt an zu weinen.
Doch was Reflektiert dieser Film im Einzelnen? Zum Ersten geht es wohl um die um sich greifende, oder vielmehr zur Normalität gewordene Oberflächlichkeit von Worten. Menschen sagen das, was sie eigentlich gar nicht meinen, aus Furcht davor unhöflich zu erscheinen, auch wenn sie es eigentlich sind. Und wenn man nicht unhöflich sein möchte und trotzdem ehrlich, müsste man sich dann eigentlich essentiell innerlich verändern? Seine Einstellung seinen Mitmenschen gegenüber überdenken? Ist es nicht oft so, dass wir andere Leute nach unseren eigenen Maßstäben beurteilen und nicht nach den ihrigen? Warum kommt Warren damit nicht klar, dass seine Tochter in eine Familie einheiratet, die zwar nicht viel Wert auf Benehmen legt, aber dafür herzlich ist und eben sagt, was sie fühlt und denkt – auch, wenn es einen anderen verletzen könnte? Manchmal ist es doch angenehm einfach reden zu können, wie einem der „Schnabel gewachsen ist“, und seinen Emotionen freien Lauf zu lassen, um sich all den Ärger oder ebenso überschwängliche Freude und Motivation von der Seele zu reden. Gefühle sind eben echt und authentisch, nicht zurecht gezimmerte Phrasen, von denen man glaubt anderen sie in ihrem Wortlaut zumuten zu können.
Und zum Zweiten geht es im Film auch darum, unsere Weltanschauung zu hinterfragen. Ist das, was wir als erfolgreich, gut und sinnerfüllt betrachten auch automatisch richtig und wichtig für jeden Menschen? Und wenn nicht, bedeutet das, dass unser Leben deswegen weniger wertvoll ist?
Ist das Leben eines Jungen wie Ndugu, der auf Hilfe angewiesen ist, dessen eigentliches Ziel mehr „Überleben“ als „Leben“ ist, weniger erfolgreich und damit weniger glücklich? Muss das Leben von Jeannie weniger erfolgsgekrönt und zufrieden verlaufen, weil sie zwar liebevollen Ehemann hat auf den sie sich immer verlassen können wird, aber einen inadäquaten Job hat?
Und eine dritte Frage taucht auch noch auf: Können wir erst anfangen Dinge zu schätzen, wenn wir sie verlieren? Müssen wir immer darauf warten, bis uns etwas weggenommen wird, bis wir den wahren Wert erkennen?
Warum kann Warren mit seiner Frau Helen erst Frieden schließen, als sie bereits tot ist? Hätte er sich nicht schon früher mehr auf ihre positiven Seiten konzentrieren können, ohne sich auf ihre Unzulänglichkeiten zu stürzen, welche den Wert seiner Frau schmälern? Oder hätte er diese Unzulänglichkeit nicht gerade als Besonderheiten sehen können, die seine Frau so einzigartig machten und zu etwas Besonderem?
Diese Fragen sind – wie ich finde – ganz alltägliche, mit denen sich wohl jeder Mensch im Laufe seines Lebens herumschlägt und deren Antwort wir nur finden können, wenn wir immer wieder kurz inne halten und darüber nachsinnen, resümieren.
Zum Beispiel beim Ansehen eines Films wie „About Schmidt“, der uns in einer amüsanten, interessanten Geschichte wieder darauf aufmerksam macht uns selbst zu hinterfragen.

Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: - (aus der Bewertung ausgeschlossen)
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung: 8,4