Mittwoch, 13. April 2011

Stiefbrüder (2008)





Brennan Huff (Will Ferrell) ist 39 Jahre alt und lebt immer noch bei seiner Mutter Nancy (Mary Steenburgen). Eines Tages lernt sie jedoch bei einem Ärztekongress Robert (Richard Jenkins) kennen, der ebenfalls einen Sohn und das selbe Problem hat. Sein erwachsener Junge, Dale (John C. Reilly), führt kein eigenes Leben und verbringt seine Tage mehr oder weniger damit Fernzusehen, leidenschaftlich Schlagzeug zu spielen und Star Wars Artikel zu sammeln.
Als Nancy und Robert heiraten beschließen sie mit ihren großen Kindern unter einem Dach zu leben. Doch Dale und Brennan führen sich auf wie kleine Kinder und zanken sich ständig. Bis sie herausfinden, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben und beschließen echte Brüder zu werden.
Ausschlaggebend für diesen Gesinnungswandel ist der Besuch Brennans eigentlichen Bruders Derek (Adam Scott), einen erfolgreichen Geschäftsmann in Sachen Helicopter.
Als Brennan noch in der High School bei einem Musical auftrat, spielte Derek ihm einen Streich und machte ihn vor der ganzen Schule lächerlich. Von diesem Schock, und der Scheidung seiner Eltern, sollte sich Brennan nie wieder erholen.
Derek provoziert Dale, nach einigen Beleidigungen während des Essens, ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, was den gemeinsamen Abend der Familie unschön beendet und zu einer ausgewachsenen Diskussion führt.
Robert möchte, dass die beiden Männer sich langsam wie Erwachsene benehmen, sich einen Job und eine eigene Wohnung suchen. Also arrangiert er einige Vorstellungsgespräche, welche die beiden absichtlich manipulieren, um ja keinen Arbeit bekommen. Anstelle dessen wollen sie nämlich lieber ihre Idee von „Prestige International“ verwirklichen. Bei dem Versuch Derek und seine Freunde als Financiers zu gewinnen und einen Videospot zu drehen zerstören sie Roberts Boot, mit dem Nancy und er vorhatten eine Weltumsegelung zu starten, sobald beide in den Ruhestand gehen würden.
Das bringt das Fass zum überlaufen. Robert erträgt es nicht länger und entschließt sich Nancy zu verlassen, Dale und Brennan das Geld für eine Wohnungskaution auf ihre Konten zu überweisen und das Haus, in dem sie wohnen, zu verkaufen.
Dies bedeutet das abrupte Ende sowohl für die neue Familie, als auch für die Idee von „Prestige International“ und ebenso Dales und Brennans dicke Freundschaft.
Brennan fängt an für den überheblichen und arroganten Derek und Dale bei einer Cateringfirma zu arbeiten. Beide zahlen zum ersten Mal ihre eigenen Rechnungen, kümmern sich alleine um ihren Haushalt und legen nach und nach ihr altes Lotterleben ab. Sie begraben ihre Ideen von früher und verkaufen ihr Spielzeug.
Als Brennan die Chance bekommt ein wichtiges Treffen für Dereks Firma zu organisieren, bestellt er das Catering bei Dale und lädt auch Nancy und Robert dazu ein, in der Hoffnung die beiden wieder zu versöhnen. Obwohl die Party zuerst gut verläuft, und sich die ehemalige Familie auch freut sich nach Langem endlich wieder zu sehen, scheint die Situation außer Kontrolle zu geraten als die bestellte Band nicht den Musikgeschmack des Publikums trifft. Derek kündigt Brennan und dieser ist verzweifelt und sucht Rat bei seinem Stiefvater Robert.
Robert motiviert Brennan und Dale dazu auf die Bühne zu gehen und ihren gemeinsamen Traum nicht zu begraben, so wie er es mit seinem getan hat.
Also laufen die beiden auf die Bühne und Dale spielt Schlagzeug während Brennan „Por ti Volare“ singt und die Zuschauer in seinen Bann zieht.
Letztendlich geben Nancy und Robert ihrer Liebe eine neue Chance, Brennan und Dale werden erfolgreiche Karaokebarbetreiber und Derek lernt sich etwas mehr zurückzuhalten, weniger anzugeben und seinen Bruder mehr zu respektieren. Und Brennan hat es sogar geschafft seine Psychotherapeutin zur Freundin zu nehmen.

Diese Komödie scheint beim ersten Hinsehen ein ganz normaler Slapstickstreifen zu sein und eine ganz einfache Botschaft zu haben: Vergesst nicht eure Träume wahr werden zu lassen. Doch mir fällt noch etwas ganz anderes auf. Denn dieser Film ist, wie fast jedes Movie aus Hollywood, ein blendendes Beispiel für den „american way of life“. Geld verdienen und reich sein, bedeutet glücklich, zufrieden und respektiert zu werden. Denn warum endet die Geschichte Brennans und Dales in deren finanziellen Erfolg? Irgendwie glaubt man zu spüren, dass die Schreiber Will Ferrell, John C. Reilly und Adam McKay, etwas ausdrücken wollten, was ihnen nicht ganz so gelungen ist.
Sie wollen zeigen, dass Erfolg zu einer fast narzistischen Persönlichkeit führen kann, die andere Menschen tyrannisiert und psychisch verletzt. Aber dass scheinbarer Nichterfolg auch ein Zeichen dafür sein kann, dass große Ideen im Stillen heranreifen.
Doch irgendwie scheint es in unserer heutigen Zeit nicht einfach zu reichen, dass man Freunde findet, mit denen Spaß haben kann, mit denen man gute wie schlechte Zeiten durchlebt, die das eigene Leben bereichern und lebenswerter machen. Es kommt der Zeitpunkt, in dem man sich selbst der Nächste sein muss. Oder wollten Ferrell, Reilly und McKay nur zeigen, dass es für das Fortbestehen einer Freundschaft auch wichtig ist, dass man sein eigenes Leben auf die Reihe bekommt, dass man sich nicht ständig auf den anderen verlassen soll, weil man sonst zur Belastung würde?
Finanzieller Erfolg spielt eine große Rolle in diesem Film. Denn er bedeutet als Mensch respektiert zu werden. Jeder, bis auf die Mutter Nancy, sieht in den beiden Versager, Kindsköpfe, lächerliche Trottel. Erst als sie es geschafft haben Geld aus ihren Ideen und ihren Talenten zu machen, ändern auch die restlichen Familienmitglieder ihre Meinung. Wobei man genau hinsehen muss und entdeckt: Nein! Der finanzielle Erfolg ist nur das Tüpfelchen auf dem i, denn in Wahrheit ändert sich die Meinung über Dale und Brennan als sie aufhören etwas zu sein, dass sie gar nicht sein wollen: egoistisch, unkompliziert, aalglatt, dem finanziellen Erfolg hinterherhechelnd. Als sie das tun, was sie eigentlich immer machen wollten, ihre Talente ausleben, und wieder ihre Menschlichkeit – anstelle ihrer Tüchtigkeit – in den Vordergrund stellen, fliegt ihnen der Erfolg einfach zu. Also, wenn man das tut, was einem am Herzen liegt, dann wird man auch Erfolg damit haben und andere Menschen positiv beeinflussen. Selbst die Menschen, die einen vorher für das, was man ist, ausgelacht haben.
Vielleicht hätten McKay, Reilly und Ferrell diese Botschaften etwas mehr ausfeilen können, denn das Fazit der Geschichte, das was sie eigentlich ausdrücken möchte, wird in die letzten zehn Minuten gepresst und kommt kaum zum Ausdruck. Womöglich ist dies ein Grund dafür, dass diesem Film nicht so große Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengebracht wurde.
Dennoch: Ein großartiges Movie über Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Traumabewältigung, Missverstehen, Menschlichkeit, Spaß am Leben und der Vereinbarkeit von Verantwortung und dem Bewahren des inneren Kindes.


Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Tiefgang: ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung:  6,8

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