Sonntag, 17. April 2011

Der Sumpf (2006)



Die Kinderbuchautorin Claire Holloway (gespielt von der, überraschenderweise, absolut überzeugenden Gabrielle Anwar, bekannt aus „Burn Notice“) wird seit einiger Zeit von Alpträumen geplagt. Sie sucht sich Hilfe bei Ärzten und Psychologen, die jedoch ihre Probleme nur mehr mit Medikamenten oder Hypnose lösen wollen, was sie jedoch ablehnt.
Als sie auf ihren Laufband trainiert und dabei fernsieht bringt man einen Bericht über einen kleinen Ort namens Westmoreland und sie erkennt das Haus, welches in ihren Träumen immer wieder eine große Rolle spielt. Das Haus heißt „Rose Marsh Farm“ und liegt in unmittelbarer Nähe eines Sumpfes. Sie beschließt nun nach Westmoreland zu fahren und sich in dieses Haus einzumieten, in der Hoffnung, dass sie dort das Rätsel ihrer immer wiederkehrenden Träume zu lösen.
Dort angekommen wird sie von einer Frau namens Mercy (Brooke Johnson) durch das Anwesen geführt. Mercy ist Pferdewirtin und hat ein starkes Alkoholproblem.
Claire lernt auch den Besitzer des örtlichen Kleinwarenhandels kennen, Ernie (Kenner Ames), in dessen Geschäft sie auch gleich von grausamen Visionen geplagt wird.
Mit der Zeit findet Claire heraus, dass die Rose Marsh Farm seit mehr als 20 Jahren unbewohnt war, denn im Dorf kursieren Gerüchte, dass es verflucht sei, da der ehemalige Besitzer seine kleine Schwester angeblich umgebracht und im Moor versenkte.
Geoffrey Hunt (Forest Whitaker), der sich selbst seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter für Geister und das Jenseits interessiert, hinterlässt Claire eine Visitenkarte.
Als Claire plötzlich jeden Abend gespenstische Erlebnisse hat und von einem toten Mädchen und einem grässlich aussehenden Jugendlichen heimgesucht wird (von beiden Gespenstern fertigt sie genaue Zeichnungen an), sucht sie schließlich Rat bei Hunt, welcher ihr zuerst einmal rät einfach aus dem Haus zu verschwinden und sich besser in einer Pension einzumieten. Doch mit diesem Ratschlag möchte sie sich nicht zufrieden geben.
Hunt merkt, dass es Claire ernst ist und beschließt sie nicht im Stich zu lassen und ihr helfen. Also kommt er mit Kameras ausgerüstet am Abend zu ihr in die Rose Marsh Farm und bereitet alles vor, um den merkwürdigen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen.
Es dauert auch gar nicht lange, da fängt der Spuk wieder an. Claire möchte mit dem Geist des kleinen Mädchens Kontakt aufnehmen, doch der Geist des Jugendlichen lässt dies nicht zu und reißt das Kind immer wieder gegen seinen Willen an sich, das ihre Arme nach Claire ausstreckt und um Hilfe schreit.
Claire und Hunt wollen am nächsten Tag den Dingen nachgehen und dabei versucht Claire auch Informationen beim lokalen Journalisten und Reporter Noah Pitney (Louis Ferreira) einzuholen. Doch dieser ist keine große Hilfe und erzählt ihr irgendeine Geschichte, die, wie sich später herausstellt, anscheinend von den wahren Ereignissen ablenken sollte.
Zwischenzeitlich kommt es zu mysteriösen Unfällen der Pferdewirtin Mercy und des Kleinwarenhändler Ernie, bei denen beide auf merkwürdige Art und Weise zu Tode kommen.
Zwischen Claire und Hunt kommt es immer wieder zu Gesprächen, in deren Verlauf sie immer ein wenig über ihr Leben und ihre Vergangenheit erzählen, und man erfährt man, dass Claire adoptiert wurde, weil ihre Eltern früh bei einem Autounfall starben. Hunt beginnt zu glauben, dass die Geistererscheinungen etwas mit Claires Kindheit, etwa einem unaufgearbeiteten Trauma, zu tun haben müssen, denn sonst gäbe es keine vernünftige Erklärung dafür, dass ihr die Erscheinung des toten Kindes und das Haus, sowie der Ort Westmoreland, so bekannt vorkommen, obwohl sie angeblich vorher noch nie hier war.
Hunt und Claire geben indessen zum Ärger von Noah Pitney einfach nicht auf, herauszufinden, was auf der Rose Marsh Farm wirklich geschehen ist und so er eilt zum Vater von einem gewissen Brendan Manville.
Ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Geschehnisse.
Noah beteuert Brendan Manvilles Vater sich darum zu kümmern, dass Claire und Hunt schnell aufhören werden sich einzumischen und fährt des Nachts zur Farm, wo Hunt und Claire bereits den Geistern in den Sumpf folgen.
Als Noah auf Hunt trifft nimmt er einen Ast und schlägt damit auf Hunts Kopf ein, dass dieser bewusstlos zusammenbricht. Dann sucht Noah Claire und stoßt sie in eine Moorgrube, wo sie droht zu ertrinken. In ihrem Kampf an der Wasseroberfläche zu bleiben, greift sie plötzlich ein Skelett und schreit vor Schreck. Hunt erlangt wieder sein Bewusstsein, eilt Claire zu Hilfe und beide stellen Noah zur Rede. Dieser bricht plötzlich sein Schweigen und erzählt ihnen, was vor über zwanzig Jahren tatsächlich in dem Haus geschehen ist.
Brendan Manville, Noah Pitney, Mercy und Ernie waren als Jugendliche befreundet. Brendan, übrigens der Junge, welcher Claire heimsucht, war jedoch nie wirklich in die Clique integriert und war das fünfte Rad am Wagen, welches immer nur ausgenutzt wurde. Eines Abends trifft sich die Gruppe in der Rose Marsh Farm, wo Mercy als Babysitterin auf die Zwillinge Claire und Rose aufpassen sollte. Sie stecken die Kinder in deren Zimmer und gehen hinunter ins Wohnzimmer. Brendan hat Alkohol und eine Waffe seines Vaters mitgenommen. Die drei nehmen Brendans Waffe an sich und betrinken sich dann gemeinsam. Brendan versucht die Situation bei Mercy auszunutzen und versucht sich ihr zu nähern. Mercy wacht jedoch auf und lacht Brendan aus, bezeichnet ihn als Versager. Er schämt sich und läuft davon. Alle glauben er wäre nach Hause gerannt, aber er geht die Treppen hinauf, ins Zimmer von Claire und Rose, wo die beiden Mädchen gerade Verstecken spielen.
Claire, versteckt im Wandschrank, beobachtet wie Brendan ins Zimmer kommt und Rose sexuell belästigt. Als Rose sich jedoch nicht so verhält, wie Brendan es sich vorstellt, fängt er an sie so lange zu würgen, bis sie schließlich tot ist.
Noah, Mercy und Enrie hören etwas, laufen die Stiegen hinauf und sehen Brendan verzweifelt mit dem toten Mädchen im Arm mitten im Zimmer stehen, beteuernd, es wäre ein Unfall gewesen und sie müssten etwas unternehmen um die Leiche verschwinden zu lassen, damit niemand etwas davon erfahre.
Mercy ist voller Angst und schreit nach Claire, die immer noch im Wandschrank steht. Plötzlich tritt sie heraus, mit der mitgebrachten Waffe in der Hand und erschießt Brendan. Dann läuft sie aus dem Haus, hinaus in den Sumpf, wo sie sich versteckt.
Sie kann jedoch beobachten, wie die Jugendlichen Roses und Brendans Leichname in das Moor tragen und ihre Körper im Morast verschwinden lassen.
Am nächsten Tag haben ein paar Jäger, die völlig unterkühlte und verängstigte Claire gefunden. Sie wurde, nachdem sie keine lebenden Verwandten mehr hatte, zur Adoption freigegeben.

Als Noah sein Geständnis abschließt erblickt er plötzlich die toten Rose, springt auf und läuft tiefer ins Moor davon, wo er schließlich einsinkt und stirbt.
Nun erinnert sich Claire wieder schmerzlich an ihre längst verdrängte Kindheit. Sie will unbedingt Frieden schließen und dem Spuk im Haus ein Ende bereiten.
Sie geht zu Brendans Vater und verlangt von ihm einen Gegenstand, der seinem Sohn früher viel bedeutete, doch dieser weist sie unwirsch ab.
Schlussendlich begibt er sich aber trotzdem zur Rose Marsh Farm und übergibt Hunt und Claire eine Decke.
Mit dieser Decke wollen sie den auf Rose fixierten Geist Brendans weglocken. Er soll sich von Rose trennen und ihre Seele damit in Frieden lassen. Gleichzeitig wollen sie das Portal, durch das Geister immer wieder in die Welt der Lebenden kommen können, zerstören, und Brendan daran hindern, jemals wieder zu kommen. Dieses Portal ist die Türe zum ehemaligen Kinderzimmer der Zwillingsschwestern.
Hunts und Claires Plan funktioniert. Sie zerstören das Glas der Türe, locken Brendan mit der Decke von Rose, welche Claire eng umschlungen festhält, weg, und er stürzt durch das Portal in die Geisterwelt. Mit einem Schlag wird es im Zimmer ganz ruhig. Claire gibt ihrer verstorbenen kleinen Schwester einen letzten Kuss und sie zerfällt im Licht des Morgengrauens zu Staub.
Die letzten Szenen des Films zeigen, dass Claire Brendans Vater die Decke zurückgibt, und Rose beim Moor ihrer Schwester zum letzten Mal zuwinkt, bevor sie lächelnd und glücklich im Sumpf verschwindet.

Generell lässt sich folgendes über den Film sagen: Viele Stellen sind vorhersehbar, vor allem, wenn man schon einige Horror-, bzw. Gruselfilme gesehen hat. Doch die wirklich überzeugende Darstellung der Schauspieler, welche ausnahmslos großartig besetzt sind, und die hervorragenden Special Effects, sowie Regie, machen diesen Umstand schnell wieder wett.

Doch, was genau könnten Michael Stokes, der diese Geschichte geschrieben hat, und Regisseur Jordan Barker mit dem Film noch erzählen wollen?
Jede der Figuren hat ein Trauma erlebt und dieses nicht aufgearbeitet. Menschen denken oft, dass sie, wenn sie es schaffen könnten ein schreckliches Erlebnis zu verdrängen, es eines Tages vergessen könnten. Doch dies ist, wie der Film vermitteln möchte, nicht der Fall. Solange man sich mit seinem Problem nicht wirklich auseinandersetzt, es sich von der Seele redet, beichtet, wird man keinen Frieden finden. Unverarbeitetes aus der Vergangenheit wird immer einen Weg in die Gegenwart finden und die Zukunft bestimmen. Man muss sich seinen „Geistern“ stellen.
Ebenso könnte die Geschichte Brendans ein Symbol sein. Es gibt Leute, welche auf eine bestimmte Sache so fixiert sind, welche unbedingt etwas haben wollen, dass sie selbst zum Problem für andere Menschen werden.
Auch, wenn das Bedürfnis nicht gestillt werden kann, lassen sie dann nicht mehr locker und versteifen sich regelrecht auf die unbedingte Befriedigung dieses Wunsches.
Brendan konnte die Liebe Mercys nicht erobern und versuchte sich die Zuneigung über Rose zu holen, die ja als Kind noch gar fähig dazu war, ihm das zu geben, wonach er verlangte. Kinder empfinden keine romantischen Gefühle für irgendjemanden. Also war der Ersatz für Mercy mehr als zweifelhaft ausgesucht und der kranke Versuch der Kompensation musste scheitern. Doch das wollte Brendan nicht akzeptieren und somit wurde er zum Mörder.
Oft kann es vorkommen, dass Menschen so verzweifelt auf der Suche nach etwas sind, dass sie sich in einen Strudel begeben, der sie immer tiefer in ihr Problem hineinsaugt. Sie erkennen nicht mehr, wann es genug ist, wann es Zeit ist sich zu fragen: Bin ich das Problem, oder die anderen? Ist meine Vorstellung von Liebe falsch, oder sind die anderen um mich einfach nur unfähig mir richtige Liebe zu geben? Und dieses Konzept lässt sich auch auf andere Dinge übertragen. Ist meine Vorstellung von Vergebung richtig? Muss jemand, der mir etwas schuldet, büßen, damit er sich meine Vergebung verdient, oder ist Vergebung ein Gnadenakt?
Diese Fragen stellen sich auch bezüglich des Schmerzes, der Claire Holloway angetan wurde, als ihre Schwester so dramatisch aus ihrem jungen Leben gerissen wurde. Der Film bleibt jedoch auch die Antwort schuldig und so ist jeder Zuschauer selber gefragt, wie er selbst reagieren würde, oder sogar reagiert. Es muss ja nicht immer ein Mord geschehen, der bei den Hinterbliebenen tiefe Narben hinterlässt. Der Mord ist vielleicht nur ein Symbol für etwas, dass sich in die Seele einbrennt, für eine Wunde, die nicht heilen will, wie z.Bsp. Verrat oder Enttäuschung.

Man kann diesen Horrorthriller also nicht nur als guten Film für einen Gruselabend heranziehen, sondern auch versuchen eine tiefere Botschaft hinter dem Gezeigten zu finden. Fündig wird man
auf jeden Fall.

Story: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Action: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Humor: -
Tiefgang: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Darstellung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Regie: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Bewertung: 7,6

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